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Felsendom

Der Felsendom ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Jerusalems und stellt als ältester islamischer Sakralbau ein Meisterwerk der islamischen Baukunst des frühen Umayyadenstils dar. Er befindet sich auf dem Tempelberg, südöstlich der Altstadt von Jerusalem.

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Felsendom in Jerusalem, © LevT / Fotolia
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Der Kuppelbau wurde über dem Felsen (Sachra) errichtet, auf welchem Abraham der Legende nach seinen Sohn zu opfern bereit war und wo die Himmelfahrt Mohammeds stattgefunden hat. Er ist ursprünglich – und auch heute – nicht als Moschee, sondern als ein Schrein beziehungsweise eine Kuppel verstanden worden.

Der Grundriss bildet ein Achteck (Oktogon), das in einen Kreis mit knapp 55 Meter Durchmesser eingepasst ist. Der Durchmesser des Innenkreises beträgt 20,37 Meter. Die Kuppel wies früher ein schwarzes Bleidach auf; erst 1963 wurde sie mit vergoldeten Aluminiumplatten versehen, die 1993 restauriert wurden.

Ganz in der Nähe des Felsendoms - ebenfalls auf dem Tempelberg - befindet sich die al-Aqsa-Moschee, die auch unter den Umayyaden errichtet wurde. Die irrtümlich verwendete Bezeichnung „Omar-Moschee“ geht auf Überlieferungen zurück, deren Authentizität durchaus fraglich ist. Danach soll der zweite Kalif Omar nach der muslimischen Eroberung Jerusalems am Palmsonntag, dem 2. April 635 auf dem Tempelberg (oder am ‘Mihrab Davids, heute als der Turm Davids am Jaffa-Tor bekannt) gebetet haben.

Die Zugangsvorschriften zum Heiligen Bezirk (Haram asch-Scharif) inklusive Felsendom und al-Aqsa-Moschee wurden mehrfach geändert. Von 1967 bis September 2000 durften Nicht-Muslime, nicht aber Pilger, das Gelände betreten. Seither ist die Souveränität über den Tempelberg Streitpunkt im israelisch-palästinensischen Konflikt und es gibt keine verlässliche Regelung, obwohl seit Herbst 2000 die israelische Polizei oder die Waqf-Verwaltung immer wieder kleine Gruppen nicht-muslimischer Touristen auf den Tempelberg gelassen haben. Derzeit soll Nicht-Muslimen der Aufenthalt im Felsendom nur mit Sondergenehmigung gestattet sein.

Baugeschichte

Die Erbauung des Felsendoms wird in der neueren Forschung dem Kalifen Abd al-Malik ibn Marwan (regierte 685–705) zugeschrieben, dessen Sohn und Nachfolger al-Walid I. ibn Abd al-Malik (regierte 705–715) den Bau der al-Aqsa-Moschee begonnen haben soll. Die Bauinschrift in archaischem kufischen Duktus, die über dem Kranzgesims an der Kuppel erhalten ist, dokumentiert nicht nur den Namen des Erbauers, sondern auch die ursprüngliche Bezeichnung der Anlage, die man lediglich als Kuppel (Qubba) verstanden hat:

„Erbaut hat diese Kuppel der Diener Gottes (Abd al-Malik), der Befehlshaber der Gläubigen,
im Jahre zweiundsiebzig, möge ihn Gott zu Gnaden annehmen.“

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Blick auf den Felsendom
© Robert Hoetink / Fotolia
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Einige Forscher sind der Ansicht, dass Abd al-Malik das Gebäude errichtet hat, um den Sieg der Araber über Byzanz und Persien zu feiern und den Triumph des Islam über Judentum und Christentum zu demonstrieren. Anderen Ansichten zufolge war es bereits der Dynastiegründer Mu'awiya (regierte 661–680), der als erster den Bau des Felsendoms in Angriff nahm. Den Beginn der Bauarbeiten verbinden andere mit dem Namen von Kaiser Herakleios (regierte 610–641); der Bau sei mit der Rückführung der von den Persern im Jahre 614 geraubten Kreuzesreliquie in Verbindung zu bringen. Der gallische Bischof Arkulf, der im letzten Viertel des 7. Jahrhunderts Palästina bereist hatte, berichtet im Jahre 679 – also noch während des Kalifats von Mu'awiya – über eine Moschee auf dem Tempelberg und beschreibt sie als einen über Trümmerresten mit dicken Balken und Brettern errichteten Bau. Ob es sich in dieser Beschreibung, die erst Adomnan, der Verfasser des Liber de locis sanctis, schriftlich niedergelegt hatte, in der Tat um einen Vorgänger des Felsendoms handelt, ist unklar.

Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand, den sowohl die islamischen Historiographen als auch die Lokalhistoriker Jerusalems bestätigen, war Abd al-Malik der Erbauer der Kuppel über dem Felsen, wobei er sich der byzantinischen Architektur und Baukunst bediente. Die architektonische Gesamtkonzeption ist in Ravenna und in der Grabeskirche von Jerusalem dokumentiert. Der Kuppelbau und der daneben stehende Kettendom (s. unten) waren ursprünglich z.T. offene Anlagen. Nur der Kuppelbau ist unter al-Ma'mun durch eine achteckige Mauer erweitert worden, wobei auf der Innenseite der Arkaden neue Mosaikfliesen – nunmehr mit dem Namen dieses Kalifen als Baugründer – angebracht worden sind.In seiner ursprünglichen Form sah der Felsendom so aus, wie der unmittelbar im SO daneben stehende Kettendom: ein offener Bau mit Kuppel. Im Jahre 1016 stürzte die Kuppel während eines Erdbebens auf den Felsen herab; 1021 ließ sie der sechste Fatimiden-Herrscher al-Hakim (996–1021) neu errichten. Weitere Erneuerungsarbeiten sind im Innern auf den Fliesen mit dem Datum 418 (=1027) dokumentiert. Im Jahre 1187 zog Saladin in Jerusalem ein und ließ nach seinem Sieg über die Kreuzfahrer das von ihnen errichtete goldene Kreuz auf der Kuppel und die Marmorverkleidung des Felsens entfernen. Seine Erneuerungsarbeiten sind im Innern der Kuppel dokumentiert.

Der Felsendom ist seit seinem Bau nicht wesentlich verändert worden; allerdings stammt die Verkleidung der Fassade mit den charakteristischen blauen Fliesen aus der Zeit des osmanischen Sultans Suleimans des Prächtigen. Nur die Verkleidung des Sockels mit verschiedenfarbigem Marmor stammt aus der Errichtungsphase. Diese Sockelverkleidungen aus der Zeit der Umayyaden sind auch an anderen Bauten aus jener Zeit nachweisbar und baugeschichtlich dokumentiert.

Die politisch-historischen Hintergründe

Mehrfach ist und wird die Frage aufgeworfen, warum der Umayyadenkalif Abd al-Malik in Jerusalem, an einem geschichtsträchtigen Ort, die „Kuppel“ (al-qubba) errichten ließ. Bereits Ignaz Goldziher ist in seinen Muhammedanische Studien (Bd. I. S. 35–36) dieser Frage nachgegangen; unter Berufung auf z. T. relativ späte Quellen – vor allem nach den Historikern und Geographen al-Ya'qubi und Ibn al-Faqih al-Hamadani (beide wirkten im späten 9. Jahrhundert) – stellte er eine kausale Verbindung zwischen dem Gegenkalifat des Abd Allah ibn al-Zubair in Mekka und der Errichtung des Felsendoms in Jerusalem her. Er schreibt:

„Als der ummejjadische Chalife 'Abdalmalik aus Besorgnis darüber, dass sein in Mekka herrschender Rivale 'Abdallah b. Zubejr die nach den heiligen Stätten im ?igaz pilgernden Syrer zwingen könnte, ihm den Huldigungseid zu leisten, die Wallfahrt nach Mekka hintanhalten wollte, da griff er zu dem Auskunftsmittel der Lehre vom stellvertretenden Hagg zur Kubbat al-sachra in Jerusalem.“

Der deutsche Orientalist Werner Caskel wies darauf hin, dass die ersten Umayyadenkalifen bestrebt gewesen seien, in Syrien-Palästina ein religiös-geistiges Zentrum zu errichten. Diese Forschungshypothesen scheinen die nunmehr im Druck vorliegenden Werke islamischer Lokalhistoriker über die Vorzüge Jerusalems in mancher Hinsicht zu bestätigen; der Felsen, unter dem Flüsse des Paradieses fließen, ist der Ort, der dem Himmel am nächsten liegt. Und in Sure 50, 41:

„Und lausche am Tag, da einer (der Rufer) aus der Nähe ruft (sodass jeder es deutlich hört)!“

identifiziert man die Stelle „aus der Nähe“ (min makanin qaribin) mit dem Felsen, wo am Tage der Auferstehung der Erzengel Israfil ??????? / Israfil stehen wird. Den Höhepunkt der Wallfahrtszeremonien von Mekka, den Tag von Arafat, hat man unter den Umayyaden auch am Felsendom gefeiert. Eidleistungen an diesem Ort hatten die gleiche Bedeutung wie an der Kaaba von Mekka oder an der Kanzel (minbar) des Propheten in Medina.

Der Kettendom

Der Kettendom qubbat al-silsila / ??? ??????? / qubbatu ?s-silsila steht in unmittelbarer Nähe an der Südost-Seite des Felsendoms. Das Baudatum ist genauso wenig bekannt wie die ursprüngliche Funktion des Baus selbst. Aber schon der andalusische Geschichtsschreiber und Jurist Abd al-Malik b. Habib († 852) erwähnt, dass der Kettendom vom Kalifen Abd al-Malik errichtet wurde; somit muss die kleine Anlage um seine Zeit, als er den islamischen Osten bereiste, bereits vorhanden gewesen sein. Spätere muslimische Autoren und Geographen wie der Andalusier Ibn Abd Rabbihi und der Perser Nasir-i Khosro knüpfen bei der Beschreibung der Funktion dieses kleinen Baus an die biblische Tradition an: in der Zeit der Kinder Israels hätten hier die Ketten herabgehangen, wo Recht gesprochen wurde. Es war der islamischen Überlieferung nach David, der die Ketten aufgehängt hatte, die nur rechtschaffene Menschen mit den Händen fassen konnten. Der arabische Geograph al-Idrisi, der sich während der Kreuzzüge im Jahre 1154 in Jerusalem aufhielt, beschreibt die Stelle als „das Heilige unter den heiligen (Stätten)“. Anderen Berichten zufolge stand hier angeblich die Schatzkammer (bait al-mal).

Der Felsendom mit dem Kettendom vom SüdenArchäologische Untersuchungen ergaben, dass die Fundamente des Kettendoms in der Höhe des Felsendoms liegen und die Säulensockel mit denen des Felsendoms identisch sind. Der Bau war – wie es Nasir-i Khosro ausdrücklich erwähnt – zu keinem Zeitpunkt mit einer Mauer umgeben; vielmehr stand dort eine Kanzel (mihrab), die in der Achse auf die Kanzel der gegenüberliegenden al-Aqsa-Moschee ausgerichtet war. Der Kettendom selbst entstand nach der baulichen Vorlage des Felsendoms in Kleinformat und war – wie es scheint – bewußt in Richtung der Qibla gegen Mekka positioniert.

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