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Jugendstil

Der Jugendstil ist eine kunstgeschichtliche Epoche um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Weitere Bezeichnungen sind Art Nouveau, Modern Style, Modernismo, Stile Liberty oder Wiener Secession.

Herkunft des Begriffs

Der Begriff ist nur im deutschsprachigen Raum, den iederlanden und in Lettland in Gebrauch, so benannt nach der 1896 gegründeten Münchner illustrierten Kulturzeitschrift Die Jugend.

Dabei ist dieser Begriff in seinem heutigen relativ wertfreien Sinne durch die spätere kunstgeschichtliche Rezeptionsliteratur geprägt worden. Beim Aufkommen des Begriffs um 1901 wird der Jugend- und Secessionsstil in den einschlägigen Zeitschriften ('Dekorative Kunst', Autoren: Hermann Muthesius, Julius Meier-Graefe) als kritisches Etikett für die modische Popularisierung und die dabei als karikierend empfundene Nachahmung der neuen Formen in den (Einzel-)Werken von Künstlern wie etwa Henry van de Velde|van de Velde durch die Industrie mit ihrer ('billigen') kunstgewerblichen Massenproduktion verwendet.

Kennzeichen und Programmatik

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Wiener Secession © Zechal / Fotolia
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Äußerlich kennzeichnende Elemente des Jugendstils sind dekorativ geschwungene Linien sowie flächenhafte florale Ornamente und die Aufgabe von Symmetrien.Bei solchen formalen Klassifizierungen darf allerdings nicht übersehen werden, dass der 1895 und 1900 keineswegs eine so geschlossene Bewegung war, wie die Bezeichnung 'Jugendstil' heute bei uns den Anschein erwecken mag. Es handelt sich um eine Reihe von teilweise auch sehr divergierenden Strömungen innerhalb Europas, die sich allenfalls in der Abkehr vom Historismus wirklich 'einig' waren, also der Ablehnung der bis dato gängigen Praxis der Nachahmung historisch überlieferter Formvorbilder.Mit dem Jugendstil verbinden sich zahlreiche künstlerische Programme und Manifeste. Er steht im heutigen Verständnis unter anderem auch für große gesamtkünstlerische Gestaltungen, wie etwa dem alais Stoclet in Brüssel, in der alles vom äußeren Bauwerk bis zur dekorativen Innenausstattung im einheitlichen Sinne durchgestaltet wurde. Damit wurde auch die Forderung nach der großen Verschmelzung von 'Kunst und Leben' verknüpft, der Wiedereinbeziehung der Kunst in das Alltägliche, im Sinne einer umfassenden künstlerischen Neugestaltung aller alltäglichen Dinge, wobei den dekorativen Künsten ein ganz besonderes Gewicht zukam.

In diesem Punkt knüpfte der Jugendstil allerdings an den Historismus an, der bereits das "Gesamtkunstwerk" zum Programm erhoben hatte. Zugleich war dies der programmatische Gegenentwurf zur Abgehobenheit und Abgesondertheit auratischer Kunstwerke in der reinen Sphäre der sogenannten 'hohen' oder Bildenden Kunst.Zur Programmatik des Jugendstils gehörte aber auch die Forderung nach Funktionalität und Ausdruck der Funktion in der Erscheinung der Dinge, dass also die Funktionen eines Gebäudes auch dessen Gestaltung sichtbar bestimmen sollte. So beispielsweise sollten die Fassaden nicht länger symmetrisch und von axialen Aufteilungen bestimmt sein müssen, sondern einer aus dem Grundriss entwickelten Raumvorstellung folgen dürfen. Insgesamt gehört die Abkehr von den historischen Bauformen und die intensive Suche nach neuen dekorativen Gestaltungsmöglichkeiten in Architektur und Kunstgewerbe zum erklärten Programm vieler Künstler des Jugendstils. Eines der zentralen Fragen des Jugendstils war in gewisser Weiterführung der Stildebatten des 9. Jahrhunderts die Frage nach dem sog. 'modernen' Stil, dem 'Stil unserer eigenen Zeit'.

Verbreitung in Deutschland und Österreich

Verbreitung in Deutschland

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Jugendstil-Hausfassade in Riga
© Juulijs / Fotolia
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Der Jugendstil ist in Deutschland aus lokalen Bewegungen und Künstleravantgarden entstanden, die erst im Laufe der Jahre und über die vielen neu gegründeten Kunstzeitschriften zu einem überregionalen Ideenaustausch gelangten.Namensgeber der Bewegung, die in Deutschland zuvor als Art Nouveau oder als ''Yachting Style'' bezeichnet wurde, war die künstlerische Wochenzeitschrift ''Die Jugend'', die erstmalig im Mai 1896 in München erschien. Als weitere einflussreiche Zeitschriften sind der Münchner Simplicissimus und die Berliner Zeitschrift Pan zu nennen.Einer der rührigsten Mitarbeiter bei Jugend und Pan war der Maler und Gestalter tto Eckmann. Ebenso wie seine Vorgänger in England befasste er sich intensiv mit der japanischen Kunst. Ihn interessierte besonders die flächige Darstellung von Naturmotiven. Sein Lieblingstier, der Schwan, wurde zu einem der Leitmotive des Jugendstils. Weitere Künstler, die dazu beitrugen, dass ünchen zu einem der Zentren des Jugendstils wurden, sind:
  • Hermann Obrist, der 1895 mit seiner Stickarbeit Peitschenhieb, einem Wandbehang, der eine Zyklame darstellt, großes Aufsehen erregte. Obrist gründete 1897 gemeinsam mit Freunden, darunter Peter Behrens, die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk, um die Produktion und den Verkauf der neuen Kunstrichtung zu fördern.
  • August Endell, der die Fassade des 1897 gebauten Hauses Elvira entwarf. Mit seinem Drachenornament war dieses Haus ein spektakulärer Blickfang im Münchner Stadtbild. Leider wurde das Haus im 2. Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.
  • Richard Riemerschmid mit seinen Möbeln und Raumentwürfen.
  • Der Architekt, Raumgestalter, Bildhauer, Maler und Gestalter Bernhard Pankok.
  • Bruno Paul mit seinen Möbelentwürfen, die sowohl auf der Weltausstellung in aris 1900 als auch in St. Louis 1904 preisgekrönt wurden.
  • Der Architekt Martin Dülfer.
  • Der Architekt und Innenarchitekt Hans Eduard von Berlepsch-Valendas

Secessionsstil in Österreich

In Österreich wurde die Entwicklung ab 1897 vor allem in Wien voran getrieben durch die Zeitschrift Ver Sacrum und durch die Künstlergruppe der ''Wiener Secession'', geführt unter anderem von Gustav Klimt, Joseph Maria Olbrich und von dem Dichter Hermann Bahr. Demzufolge bekam die Kunstrichtung in Österreich den Namen Secessionsstil. Neben Klimt waren Otto Wagner, Josef Hoffmann und Josef Plecnik bekannte Künstler des Secessionsstils.Außerdem weltweit bekannt wurde die iener Werkstätte mit u.a. Koloman Moser, Josef Hoffmann und Dagobert Peche, die das Kunsthandwerk (Innenarchitektur, Keramik, Textil, Mode, Glas,...) zur Perfektion trieben.

Belgien

Der Einfluss des Jugendstils in Belgien zeigt sich auch heute noch in der Hauptstadt Brüssel. Die Brüsseler Stadtgemeinde Saint-Gillis ist in ihrem Zentrum vom Jugendstil geprägt. Auch in den Stadtgemeinden Schaerbeek, Etterbeek und Ixelles findet man viele Jugendstilgebäude. Vor allem der Architekt Victor Horta trug zu dieser Prägung der Stadt bei.Andere wichtige belgische Jugendstil-Künstler sind aul Hankar, Gustave Serrurier-Bovy, Philippe Wolfers sowie der bereits mehrfach erwähnte Henry van de Velde, der auch in Deutschland so entscheidend zur Entwicklung des Jugendstils beitrug.

Verbreitung in anderen Ländern

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Jugendstil-Villa in Nancy, Frankreich
© Flying Colaure's / Fotolia
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Es gibt kaum ein westliches Land, das nicht vom Jugendstil beeinflusst wurde. Erwähnenswert sind unter anderem:
  • In Ungarn gilt Ödön Lechner mit seinen Bauten als namhafter Vertreter.
  • In Spanien entwickelte sich in Katalonien der stark verspielte Modernisme unter anderem von Antoni Gaudí, Lluís Domènech i Montaner und Josep Puig i Cadafalch.
  • In den USA wurde Louis Comfort Tiffany, der durch seine einzigartige, patentierte Glastechnik berühmt wurde und der auch die europäische Entwicklung stark beeinflusste, bereits erwähnt. Auch der Architekt Frank Lloyd Wright ist zu nennen, dessen frühe Arbeiten stark vom japanischen Einfluss geprägt sind. Der Grafiker und Schriftkünstler William Bradley ließ sich stark von William Morris, Aubrey Beardsley und anderen englischen Künstlern beeinflussen und trug so den europäischen Einfluss zurück nach Amerika.

Ende des Jugendstils

Das Ende des Jugendstils in Deutschland kann man auf die große Dresdener Kunstgewerbeausstellung 1906 datieren. In deren unmittelbaren Folge wird unter Beteiligung oder späterer Mitwirkung einer Reihe von mit dem sogenannten Jugendstil bekannt gewordenen Künstlern (van de Velde, Behrens, Niemeyer, Endell, Obrist) 1907 der Deutsche Werkbund gegründet, der nunmehr - insbesondere unter seinem Vorsitzenden Hermann Muthesius - die Sachlichkeit, Schlichtheit und Gediegenheit zu neuen Leitbildern erhebt.Für die Zeit in den Jahren zwischen 1906 und 1914 hat sich in der kunstgeschichtlichen Literatur keine allgemein gebräuchliche Stilbezeichnung etabliert. Man könnte sie in Abgrenzung von sog. Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre als "erste Sachlichkeit" bezeichnen. Andere Begriffe dafür sind "Reformstil" (unscharf in der zeitlichen Eingrenzung) oder "Halbzeit der Moderne" (nach der gleichnamigen Ausstellung 1991).

Etwa um 1914 liegen in Deutschland (in Wien etwas früher) die Anfänge des sog. Expressionismus, der uns in vereinfachenden geschichtlichen Darstellungen oftmals als Ablösung des Jugendstils präsentiert wird.Es ist zu vergegenwärtigen, dass jede Stilbezeichnung eine sehr verallgemeinernde und zugleich abstrahierende Betrachtungsweise oftmals divergierender Zeitströmungen, rivalisierender und parallel laufender künstlerischer 'Trends' darstellt und stets die Frage aufwirft, was und wer mit dem Begriff eingeschlossen werden soll, und was und wer außerhalb zu betrachten ist.

Bedeutende Bauwerke des Jugendstils

Deutschland

  • Augsburger Synagoge
  • Stadtbad Augsburg
  • Herz-Jesu-Kirche Augsburg
  • Fürstenhof in Bad Wildungen
  • Hackesche Höfe in Berlin
  • V illa Esche 1904, von Henry van de Velde in Chemnitz
  • Villa Körner von Henry van de Velde in Chemnitz
  • Villa Quisisana von Henry van de Velde in Chemnitz
  • Staatstheater am Schillerplatz in Cottbus
  • Mathildenhöhe (Joseph Maria Olbrich, Peter Behrens) in Darmstadt
  • Christuskirche Dresden-Strehlen
  • Nikolaus-Kirche in Essen-Stoppenberg
  • Münchner Kammerspiele
  • Müllersches Volksbad in München
  • Kunstschule Weimar, 1911, von Henry van de Velde

Österreich

  • Sanatorium Purkersdorf
  • Stadtbahnstation Karlsplatz in Wien
  • Wiener Secessionsgebäude
  • Wiener Postsparkasse am Georg-Coch-Platz 2
  • Der Nestroyhof am Nestroyplatz in Wien

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